Das Hamburger Sie: Distanziert, versiert, verbindlich

Deklinationsübung zum Thema Siezen und Duzen

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Spricht für Stil von Kilian Trotier

Das Hamburger Sie: Distanziert, versiert, verbindlich

Das Leben, zumal das Berufsleben, bringt einen mitunter in Lagen, die nicht leicht zu meistern sind – schon gar nicht mit den Werkzeugen der deutschen Sprache. Während der Amerikaner sein Gegenüber stets jovial mit Vornamen und you anspricht („Dietmar, couldn’t you work out this contract for us?“), erstarrt der Deutsche bei der Anrede in verwirrter Gedankenkontemplation: Ich arbeite zwei Jahre länger in der Firma als mein Kollege, er ist zwei Jahre älter als ich. Darf ich ihm das Du anbieten? Muss ich warten, bis er es tut? Das Du ist zu nah, das Sie zu formal.
Wie gut, dass der Hamburger seinen eigenen, ganz hanseatischen Ausweg gefunden hat: die distanzierte Nähe, das Hamburger Sie. „Dietmar, können Sie mir bitte die Pralinenschachtel reichen?“ Das „Dietmar“ schafft Vertrauen, das „Sie“ schützt vor peinlicher Anbiederung.
„Wann sind wir uns eigentlich das erste Mal begegnet, Peer?“, eröffnete Helmut Schmidt ein Gespräch mit Peer Steinbrück, um gleich in der nächsten Frage nachzusetzen: „In welcher Abteilung des Kanzleramtes haben Sie gearbeitet?“ Sympathie, aber kein Aufdrängen, das schafft nur das Hamburger Sie. Es dient als respektvoller Mittler, als Verbindung Gleichgesinnter. Und ist damit seinem Pendant, dem Münchner Du („Frau Meier, kannst du das Putzmittel mitbringen?“), in Form und Moral weit überlegen.

https://blog.zeit.de/hamburg/hamburger-sie/

Generelle Regeln

Es gibt kein einseitiges „Du“ – entweder alle duzen sich oder alle siezen sich.
Die Dame bietet dem Herren das „Du“ an.
Der Ältere bietet dem Jüngeren das „Du“ an.
Der Ranghöhere bietet dem Rangniedrigeren das „Du“ an.
Das „Du“ gilt lebenslänglich. Man kann es nicht wieder zurücknehmen.
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Leben, zumal das Berufsleben, bringt ein mitunter in Lage, die nicht leicht zu meistern sind – schon gar nicht mit Werkzeug der deutsch Sprache. Während Amerikaner sein Gegenüber stets jovial mit Vorname und you anspricht („Dietmar, couldn’t you work out this contract for us?“), erstarrt Deutsch bei der Anrede in verwirrt Gedankenkontemplation: Ich arbeite zwei Jahr länger in Firma als Kollege, er ist zwei Jahre älter als ich. Darf ich das Du anbieten? Muss ich warten, bis er es tut? Du ist zu nah, das Sie zu formal.
Wie gut, dass der Hamburger seinen eigen, ganz hanseatischen Ausweg gefunden hat: distanziert Nähe, das Hamburger Sie. „Dietmar, können Sie mir bitte Pralinenschachtel reichen?“ Das „Dietmar“ schafft Vertrauen, „Sie“ schützt vor peinlich Anbiederung.
„Wann sind wir uns eigentlich erste Mal begegnet, Peer?“, eröffnete Helmut Schmidt Gespräch mit Peer Steinbrück, um gleich in nächst Frage nachzusetzen: „In welch Abteilung Kanzleramtes haben Sie gearbeitet?“ Sympathie, aber kein Aufdrängen, das schafft nur Hamburger Sie. Es dient als respektvoll Mittler, als Verbindung Gleichgesinnter. Und ist damit sein Pendant, dem Münchner Du („Frau Meier, kannst du Putzmittel mitbringen?“), in Form und Moral weit überlegen.

https://blog.zeit.de/hamburg/hamburger-sie/

Generell Regel

Es gibt kein einseitig „Du“ – entweder alle duzen sich oder alle siezen sich.
Dame bietet Herren das „Du“ an.
Ältere bietet dem Jüngeren das „Du“ an.
Der Ranghöhere bietet Rangniedrigeren das „Du“ an.
Das „Du“ gilt lebenslänglich. Man kann nicht wieder zurücknehmen.